von Sarah Kamal
Tamina hat mir berichtet, das hier heute das 25 jährige Bestehen von Aktivoli gefeiert wird. Wie passend, dass ich seit kurzem ein Ehrenamt inne habe, aber der Weg dorthin war schwieriger als gedacht. Eigentlich wollte ich ja mein Abi nachholen und studieren. Doch das Abi nachzuholen scheiterte leider in zwei Anläufen, nicht unbedingt wegen intellektueller Problem, sondern viel mehr wegen meinem Waschzwang.
Naja, zumindest habe ich den Schulbesuch 2013 unterbrochen und eine Therapie gemacht, die leider ein Misserfolg war. Ich war eine Zeit lang ein völliger Pflegefall, doch nach meiner Besserung war ich wieder bereit für ein Neuanfang. Doch zwei Anträge auf Wiederaufnahme des Arbeitslebens wurden mit der Begründung abgelehnt, ich sei nicht einmal belastbar genug für die Behindertenwerkstatt, da ich da ja auch einen achtstündigen Arbeitstag überstehen müsste, was ich ihrer Ansicht nicht könnte, was aber auch nicht in Frage käme, denn der Name Werkstatt sagt es ja schon, ist es ja körperliche Arbeit, was aufgrund meiner Muskelschwäche nicht in Frage kommt und von daher kam auch keine Ausbildung in Frage. Ich versuchte also 2016 nochmals mein Abi zumachen, doch nachdem ich Jahre lang aus dem System war, waren wie man so sagt, die grauen Zellen eingerostet.
Ich beschloss also es mit einem Ehrenamt zu versuchen: beim Tierheim bewarb ich mich zum Meerschweinchen-Käfige putzen. Eines Tages forderten sie mich an, doch als ich ankam, hatten sie es schon selbst erledigt. Ein anders mal hatte ich mithilfe meiner ASP-Betreung ein Ehrenamt bei Alsterdorf Assistenz West organisiert. Doch als ich am vereinbarten Tag dort erschien, war die verantwortliche Person nicht anwesend und so war es auch als ich es dann nach einem Jahr alleine nochmal versuchte. Ein anderes Mal sollte ich Flüchtlingen beim Deutsch lernen helfen, doch aufgrund von Corona verlor die Gruppe ihren Treffpunkt und war gezwungen sich aufzulösen. Dies sind nur einige Erfahrungen.
Eines Tages würde ich auf den Verein Handicap International aufmerksam, bei dem ich nun ein Ehrenamt bekleide. Dieser Verein setzt sich dafür ein, dass sich die Angebote und die Gesetzgebungen für behinderte Geflüchtete verbessern. Momentan organisieren wir eine Social Media Kampagne, in der wir auf Facebook, Instagram und Tiktok darauf aufmerksam machen wollen, dass es für kognitive beeinträchtige Geflüchtet kein vernünftiges Angebot zum Erlernen der deutschen Sprache gibt. Meine Aufgabe wird es sein die Emailkommunikation mit den Organisationen und Personen, die darauf aufmerksam gemacht werden sollen, zu übernehmen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie stolz und glücklich ich bin, endlich eine sinnvolle Aufgabe zu haben, vor allem da der Verein diese ernsthaft zu benötigen scheint. Nach dem was mir passiert ist, entstand bei mir der Eindruck, dass viele Vereine sich den Schein geben ehrenamtliches Personal zu benötigen, um besonders sozial zu wirken, ohne es wirklich zu benötigen. Noch ist die Kampagne nicht online, da sie noch nicht fertig ist, aber schaut doch mal vorbei, wenn ihr Lust habt, denn für Integration und Inklusion ist Sprache unerlässlich.
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