8. Februar 2012

Die Wahrheit

von Nora 
Muss man denn immer lügen? Sollte man nicht bei der Wahrheit bleiben? Nein, das wäre gar nicht gut. Sage ich denn immer die Wahrheit? Nein, das glaube ich nicht. Ich hatte mal eine Zeit, in der ich nicht lügen wollte. Doch es gibt einfach Dinge, die man nicht sagt. Und es gibt auch Notlügen. Es gibt auch viele Dinge, die man denkt oder fühlt, die man aber lieber nicht sagen sollte bzw. nicht sagen möchte. Was würde die verhasste Kollegin sagen, wenn man ihr erzählen würde, sie sähe heute wieder extrem aufreißerisch aus, mit ihrem viel zu kurzen Röckchen? Oder dass der Tom von gegenüber gar nicht auf sie stehe? Es ist schon wichtig, bei der Wahrheit zu bleiben, wenn es nicht unvermeidbar ist. Ich möchte auch, dass mir möglichst immer die Wahrheit gesagt wird. Falls jemand aber denkt, „die Nora ist eine hässliche, fette, aufdringliche Schnalle“, sollte derjenige das lieber für sich behalten. Auch: „Deine Anziehsachen sind mal wieder voller Flecken, Nora! Hast Du denn keine Waschmaschine?“ möchte ich gar nicht hören. Das wären Dinge, die man netterweise verschweigt. Das gilt aber nicht für meinen Süßen. Wenn der mir abends oder morgens von den Flecken erzählt, die er auf meinem Pulli sieht, habe ich nämlich noch die Möglichkeit, meine Anziehsachen zu wechseln. Auch wenn ich ganz stolz auf meinen Nudelauflauf bin, den ich zusammen mit meiner Freundin für uns gebacken habe, möchte ich nicht hören: „Da fehlt aber noch jede Menge an Gewürzen, Nora!“. Dann möchte ich gelobt werden. Es gibt dann ja sicher etwas anderes, was man hervorheben kann, beispielsweise dass der Lachs sehr gut zur Soße passt. Oder einfach das Aussehen des Auflaufes. Es geht doch nichts über einen gut aussehenden Auflauf!

Keine Kommentare: