20. Dezember 2023

Weihnachten mal anders

von Sarah Kamal

Tja, liebe Tolle Worte- Freunde, ihr wollt, dass ich euch etwas über Weihnachten erzähle. Leider muss ich euch enttäuschen, denn wie gesagt bin ich keine Christin. Gut, ich bin jetzt auch keine konstant praktizierende Muslimin, aber der Islam ist eben die Religion, mit der ich mich am ehesten identifizieren würde. Ich würde sagen, ich bin halb Muslimin, halb Agnostikerin.

Mein Vater hingegen ist streng religiös, was Fasten, Beten, an die Armen spenden und sogar die Reise ins heilige Mekka beinhaltet. Das ist aber erst seit 2009 so, da war er 62 Jahre alt. Meine Schwester, zu der er den Kontakt abbrach, weil die einen eigentlichen Christen geheiratet hat, hat sich taufen lassen – nicht aus Überzeugung, sondern wohl eher aus Trotz. Meine andere Schwester ist Wissenschaftlerin und glaubt an die Evolution, nicht aber an den Schöpfungsmythos oder an Gott. Mama würde von ihrer Großmutter christlich gläubig erzogen, hat aber meinen alten Herren mit 22 Jahren kennengelernt und ist zum Islam konvertiert. Wie ich sie verstehe, ist sie durchaus gläubig, weiß aber nicht wie sie Gott oder Allah anbeten soll.

Ihr hört es also vielleicht schon raus – Weihnachten wird nicht in diesem Sinne gefeiert. Klar, sehen wir meine Schwestern, aber nicht dem Gläubigen geschuldet. Es sind eben die Feiertage im Jahr, in denen sich die Chance bietet, weil sie dann auch beruflich nicht so eingespannt sind. Man sieht sich, isst was, eine Schwester bringt mir und Mama vielleicht eine Kleinigkeit mit, bei der anderen besteht die Chance eher weniger. Und wenn ich ganz viel Glück habe, kommt kein blöder Kommentar über meine Zwangserkrankung.

Wenn ich an religiöse Feste denke, fallen mir eher die Feiertage zu den muslimischen Festen ein, also das Zuckerfest und das Opferfest. Die Leute in einer Gemeinschaft, also nicht nur die Verwandten, werden besucht, man selber auch. Es gibt für die Erwachsenen herben arabischen Kaffee und für die Kinder Süßigkeiten. Einen Geschenkekult gibt es eher nicht. Natürlich wird gegessen, gegessen und nochmals gegessen und um die Mittagszeit gibt es ein Festtagsgebet. Man kleidet sich festlich.

Ich persönlich denke aber, es ist einem Gott - wenn es ihn denn gibt – egal, welchen Glauben wir haben, wie wir ihn praktizieren und ob wir ihn nun Gott, Allah, Jaweh oder Shiva nennen. Hauptsache, man ist ein guter Mensch.