29. Februar 2024

Das Ende einer Zwangsehe

 von Melanie Lux

Weil Chiara und ihre Eltern nicht mehr auf der Insel Merilanka leben konnten, weil ihr Zuhause und ihre Umwelt zerstört wurde, mussten sie in die nächste große Stadt nach Mexico City ziehen. Dort wohnte Chiara erst mal eine ganze Weile. Sie wusste mit ihrem neuen Leben überhaupt nichts anzufangen. Sie wollte wieder zurück in ihr altes Zuhause, zurück nach Merilanka, zurück zur Pferderanch Costa de Alejandro und wieder am Strand entlang reiten können. Aber das alte Zuhause gab es nicht mehr. Es wurde ja von herzlosen, reichen Großgrundbesitzern und Konzernen zerstört.

Einen Monat nach Chiaras siebzehntem Geburtstag, erfuhr sie durch einen Fernsehbericht, dass es in Los Angeles, USA, eine hochmoderne Computerstadt gibt. Dort ist fast alles möglich und es gibt dort keine Umweltkatastrophen, keine Krankheiten und keinen Klimawandel. Alles schien dort perfekt zu sein. In dem Fernsehbericht, wurde auch berichtet, dass jeder junge Mensch, egal welche Herkunft oder Vergangenheit er hat, die Möglichkeit hat, dort zu studieren oder am Talentworkshop teilzunehmen. Aber man musste sich rechtzeitig bis September dort angemeldet haben. Die Studienplätze waren leider nur begrenzt. Chiara sagte ihren Eltern, dass sie unbedingt in Los Angeles studieren möchte und sich dort eine andere Zukunft aufbauen möchte. Aber ihr Vater Diego hatte andere Pläne mit Chiaras Zukunft. Diego war der Meinung, dass Chiara Los Angeles vergessen soll und heiraten soll.

Er fand, dass Chiara durch die Heirat viel bessere Zukunftsaussichten hatte. Diego hatte auch schon einen Bewerber für Chiara, der um ihre Hand anhalten möchte: den reichen dreißigjährigen Arzt Dr. Steven McKenzy. Aber Chiara wollte nicht heiraten. Schon gar nicht einen Mann, den sie nicht kannte und lieben konnte. Chiara bat ihren Vater Diego darum, sie ihre eigenen Wege gehen zu lassen. Sie weinte und bettelte und stritt mit ihm, aber Diego blieb bei seiner Meinung und schickte Chiara auf ihr Zimmer wie ein unartiges kleines Kind. Diego schloss sogar ihre Zimmertür ab.

Am nächsten Tag kam auch schon Steven, Chiaras Bewerber, der um ihre Hand anhalten wollte. Diego holte Chiara aus ihrem Zimmer und brachte sie ins Esszimmer. Dort stand eine große Schüssel bst, aber auch Kuchen auf dem Tisch. Dann bat Diego Steven herein, damit er sich Chiara vorstellen kann. Steven war der totale Schleimer. Steven hatte Diego viel Geld geboten, um Chiara heiraten zu können. Er grinste Chiara schief an, lief um sie herum und begutachtete sie wie eine Stute zum Verkauf. Schließlich willigt er ein, sie zu heiraten, ohne vorher Chiara zu fragen. Chiara war entsetzt. Sie soll plötzlich einen Mann heiraten, der schon dreißig Jahre alt ist, den sie noch nicht einmal kannte und der immer wieder auf ihre Brust starrte. Außerdem stank er ganz widerlich nach altem Tabak, Alkohol und Medizin.

Steven fragte Chiara, was mit ihr los sei und warum sie ihn immer wieder verschreckt anstarrte. Diego meinte, dass Chiara einfach nur schüchtern ist. Als Steven gegangen war, sagte Chiara zu ihrem Vater, dass sie keinen Mann heiraten will, den sie überhaupt nicht kennt und der auch noch älter ist als sie. Aber Diego blieb bei seiner Meinung, dass Chiara in guten Händen wäre bei Steven als Ehefrau. Steven sei ja sehr reich und er könnte ihr eine sichere und gute Zukunft bieten. Aber Chiara verstand ihren Vater nicht mehr. Er, der sie jahrelang so liebevoll großgezogen hatte, war plötzlich so grausam und wollte Chiara einfach so verhökern und verheiraten.

Aber Chiara konnte sich nicht dagegen wehren. Erbarmungslos schlug das Schicksal zu. Chiara wurde wieder von ihrem Vater in ihrem Zimmer eingesperrt. Chiara heulte und schlug verzweifelt und wütend gegen die Tür.

Am nächsten Tag wurde sie dann zwangsverheiratet mit dem Arzt Steven McKenzy. Es ging alles sehr schnell. Sie musste ein Hochzeitskleid tragen, dass viel zu lang war. Und sie fand den Ausschnitt viel zu weit offen. Man konnte auf ihre Brust gucken. Sie hasste dieses widerliche Hochzeitskleid. Als sie verheiratet war, fing die grausame Zeit erst an.

In der ersten Nacht vergewaltigte Steven Chiara. Und wenn Chiara allein nur andere Männer anschaute, schlug er aus Eifersucht Chiara brutal ins Gesicht. Damit kein anderer Mann an sie herankommen konnte, sperrte er sie in seinem Haus ein. Er nannte sie sein Eigentum. Sie hatte zu kochen und zu putzen und sollte mit ihm Kinder bekommen. Wenn sie nicht gehorchte, schlug er sie oder setzte sie unter Drogen. Tagsüber war Steven McKenzy zum Glück nicht da. Er war ja Chefarzt in einer Klinik.

Eines Tages versuchte Chiara auszubrechen. Sie durfte ja immerhin ab und zu in dem großen Park spazieren gehen. Sie schaute nach Fluchtmöglichkeiten. Aber drum herum waren sehr hohe Zäune und Hecken. Und am Haupteingang der riesigen Villa war ein eisernes Tor. Chiara wollte zuerst aufgeben, dachte daran zu sterben. Sie rüttelte am Tor und weinte bitterlich.

Plötzlich kam ein Mann mit langen Haaren und einem Bart ans Tor. Er sah aus wie Jesus. Er fragte, was los ist und warum die so weinte. Chiara sagte zu ihm: „Bitte helfen Sie mir. Ich werde hier eingesperrt.“ - „Was, er sperrt sie hier ein? Ich wusste doch, dass mit diesem Arzt etwas nicht stimmt. Ich habe schon oft gehört, dass er im Krankenhaus illegale Geschäfte macht. Du hast Glück, dass ich zufällig gerade hier bin, weil ich Medikamente ausliefern sollte. Ist er gerade nicht da? Ich habe schon mehrmals geklingelt.“ „Nein“, antwortete Chiara.

„Ich will dir helfen. Weil ich in der Freizeit reite und auch klettere habe ich ein langes Seil mit. Einige Seiten von diesem Tor sind zum Glück nicht ganz so hoch. Das müsste gehen.“ Gesagt, getan. Er nahm das Seil und schwang es über das Tor. Chiara nahm das Seil. Der Mann, der aussah wir Jesus, zog sie mit aller Kraft hoch. Als sie auf der Kante des Tores war, sagt er: „komm, lass dich fallen. Ich fang dich auf.“ Chiara ließ sich fallen und landete in seinen Armen. Der Mann nahm das Seil und Chiara und beide liefen zu seinem Geländewagen. Dann stiegen sie in sein Auto. Er startete den Motor und fuhr schnell und brausend davon.

Chiara war nun endlich in Sicherheit. Der Mann, der sie gerettet hatte, hieß Joshua. Sie verliebten sich ineinander. Joshua gab Chiara endlich die Liebe, die sie wirklich brauchte. Liebe, Fürsorge und ganz viel Zärtlichkeit. Chiara zog mit ihm zusammen. Er lebte auf einer Pferdranch. Chiara konnte endlich wieder reiten. Sie ritt öfters mit Joshua aus. Joshua lebt in Kalifornien, ganz in der Nähe von Los Angeles. Er arbeitete tagsüber in der Computerstadt. Chiara ist endlich wirklich glücklich mit Joshua. Aber heiraten wird Chiara nie wieder.

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