11. Juli 2018

Gestrandet

von Constanze
 
Die erste Zeit im Heim lässt sich einfach mit zwei Worten zusammenfassen: gruselig und grausam.
Aber so einfach mach ich es mir nicht. Ich entschloss mich ins Heim zu gehen, als ich zu Hause so schwer stürzte, dass ich meinen rechten Arm nicht mehr benutzen konnte.

MEINEN ARM KANN ICH IMMERNOCH NICHT BENUTZEN.
Verschleiß nennt mein Doktor es. Mit Gymnastik versuche ich es hinzukriegen, dass ich mich wieder bewegen kann.

Es war Mai 2016. Ein strahlender Tag als ich zu einer netten alten Dame aufs Zimmer gelegt wurde. Die Dame hatte nur leider einen Fehler, sie war schwerhörig. Sie sah dann fern, wenn ich meine Ruhephasen brauchte.  Wenn sie dann endlich mit fernsehen fertig war und ich mein Radio leise anstellen wollte, um schlafen zu können, fühlte sie sich gestört und schaltete es ab.

Dann fing ich an mich zu bewegen und mit der Bettdecke zu kämpfen bis ich endlich einschlief- Ergebnis -_zwei unausgeschlafene Frauen!

Da ich neu war, wollte mich die Pflege nicht haben und schob mich an die Betreuung ab. Ich wurde unleidlich. Wäre nicht Nick da gewesen, hätte ich mich abgemurkst. Depressiv genug dafür war ich. Aber ich fand einen Weg mit der Situation umzugehen: der geschützte Bereich. Eine Stunde, die ich mich mit einer Betreuungskraft ungestört unterhalten konnte. Etwas das ich auch beibehielt, nachdem ich mein eigenes Zimmer hatte. Mit Nicks   Kündigung im November 2016 schlief es ein. Ich begann, meinen Tagesablauf selbst zu planen.

Gestrandet fühle ich mich hier immer noch - aus dem Grund da die anderen Bewohner zu alt sind. Ich habe hier nur Freunde unter dem Personal gefunden. Ich habe ein Obdach, kein Heim.
Irgendwo in Buxtehude, 2017

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