Lotta klemmt sich den Stapel
ihrer Schulbücher unter den Arm und huscht durch die weit geöffnete Ladentür,
durch die ein strenger Geruch alter Zeitungen und abgestandener Möbel nach
draußen dringt. Sie nimmt Kurs auf den Stapel der Zeitschriften, der vor dem
weißen Regal liegt. Lotta blättert einige Zeitschriften durch, bis sie findet,
wonach sie suchte, hier ist es.
Zum Glück weiß Lotta, aus
welcher Zeitschrift Sarah die Sticker hat, die Sarah in der Klasse verteilte.
Lotta hat nun die Zeitschrift gefunden, in der die Sticker als Extra dieser
Woche zu finden sind.
Alle Anderen aus ihrer
Klasse bekamen einen Sticker geschenkt, wirklich alle, nur Lotta nicht.“Ganz
schön gemein!“, findet Lotta. Wie gut, dass sie nicht auf ein solches Almosen
von Sarah angewiesen ist. Lotta kann sich schließlich selbst die Zeitschrift
kaufen. Sie bekommt ja regelmäßig Taschengeld. Und dann gehören alle Sticker
nur Lotta und sie selbst kann entscheiden, wer einen Sticker abbekommt. Doch
Anna wird sicher keinen Sticker abbekommen!
Guckt auch niemand?
Als Lotta sich sicher ist,
unbeobachtet zu sein, entfernt sie die Sticker aus der Zeitschrift, schiebt sie
sich in das unterste ihrer Schulbücher, ihr BIO-Buch und möchte Schnurstraks
wieder aus dem Laden verschwinden, als sie sowohl einen festen Händedruck an
ihrer Schulter, als auch ein strenges: „Moment, Fräulein!“ hört, das von der
Frau, dessen Hand sie warm und fest auf ihrer Schulter spürt, gehört.
Erschrocken blickt sie zu
der Frau hoch und weicht nach hinten weg. Zumindest möchte Lotta wegweichen.
Doch die Hand der bösen Frau, die sie festhält, lässt sie nicht entweichen. Lotta
ist gefangen. Ängstlich fragend schaut sie hoch.
„Du hast noch etwas
vergessen, kleines Fräulein!“, antwortet die Stimme, die zu dem festen
Händedruck auf der Schulter gehört, diesem fragendem Blick, „Was denn?“, Lottas
Stimme zittert. Jetzt wurde sie beim Stehlen erwischt und wird dort
eingesperrt, wo alle Verbrecher hinkommen, ins Gefängnis, Lotta hat Angst.
„Na, diese Zeitschriften,
aus der Du die Sticker nahmst“, antwortet ihr sie Stimme hoch über ihrem Kopf.
„Die hast Du vergessen. Und die 2,-€, die die Zeitschrift kostet, die Du gerade
kaufen wolltest, hast Du auch noch nicht gezahlt.“
Lotta wird nervös. Ihr
Taschengeld ist aber schon fürs viele Eis drauf gegangen! Lotta ist pleite.
„Womit soll ich die Zeitschriften denn bezahlen? Ich habe doch nichts mehr“,
beschämt und verstohlen wischt sich Lotta eine Träne aus dem linken Auge.
„Und womit wolltest Du diese
Zeitschrift denn bezahlen?“, fragt die böse Frau mit dem festen Händedruck.
„Warum nimmst Du Dir die Sticker aus der Zeitschrift?“
Lotta überlegt und kommt zu
folgender Erkenntnis: Lotta muss Salmonellen haben! Heute Morgen hörte sie in
einem Bericht im Radio ihrer Eltern, Salmonellen könnten Übelkeit, Durchfall und Verbrechen auslösen.
Also war es nicht gut, dass Lotta all ihr Taschengeld für Eis ausgab, nun hat
sie Salmonellen, ganz eindeutig. Warum sonst sollte sie so ein Verbrechen wie
Diebstahl begehen, dass noch nicht einmal mit Mundraub gerechtfertigt werden
kann?!
Laut weinend schluchzt
Lotta: „Ich werde nie wieder mein ganzes Geld für Eis ausgeben, versprochen!“
Lotta erklärt der bösen Frau,
was es mit dem Diebstahl auf sich hat und weshalb sie überhaupt Salmonellen
bekam und zur Verbrecherin wurde.
Die böse Frau ist gar nicht
so böse! Nachdem sich Lotta versuchte zu erklären, darf sie die ganze
Zeitschrift mitnehmen, wenn sie die vom nächsten Taschengeld bezahlt. Lotta
verspricht es. Und sie verspricht auch
noch „ganz hoch und heilig“, nicht wieder ihr ganzes Geld in Eis zu
investieren. Und falls sie sich doch mal ein Eis kaufen will, wird sie dieses
bei der doch-nicht-so-bösen Frau im Laden kaufen, versprochen!
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