26. März 2022

Dialog zwischen Zwillingen

 von Lina Strothmann

Ben und Lennard, beide 16 Jahre alt, sitzen am Morgen zuhause. Dabei sollten sie schon längst in der Schule sein. 

Ben: Mensch, Lennard, jetzt komm endlich. Wir müssen in die Schule. 

Lennard: Nerv mich nicht, ich habe kein Bock. 

Ben: Soll ich Mama anrufen und es ihr sagen? 

Lennard: Soll ich Mama anrufen? Oh Gott, was bist du nur für ein Spießer. Geh du einfach in die Schule. 

Ben: Alles klar, aber absagen musst du selber. 

Lennard: Keine Sorge, ich mach das schon. 

6 Stunden später, Lennard kommt gut gelaunt von der Schule zurück. 

Lennard: Und, wie wars? Hab ich was verpasst? 

Ben: Allerdings. David Beckham hat uns heute besucht. 

Lennard: Aber natürlich, so ein Quatsch. 

Ben: Nein, hier ist schon alles im Internet. Die Interviews, die er mit uns gemacht hat. 

Lennard starrt auf die Seite. Tatsächlich es sind Videos zu sehen von den Interviews und dem Vortrag, den Beckham vor den Schülern gehalten hat. 

Ben: Hier ein Foto mit mir und ein Autogramm. 

Lennard: Verdammt, wäre ich doch mitgekommen. 

Ben: Tja, jetzt hast du den Fußballspieler, den du so vergötterst, verpasst. 

Lennard: Ach, weißt du, so toll ist der doch auch nicht. 

Ben: Natürlich, da hast du recht. 

Im Stillen aber denkt er, wie sehr sich Lennard darüber ärgert und sich auch zehn Jahr später noch ärgern wird. 

Ben: Also meine lieben Schülerinnen und Schüler, geht immer in die Schule. Nicht, dass es euch so geht, wie meinem kleinen Bruder. 


Wenn meine Meerschweinchen wohl reden könnten

von Sarah Kamal

Eines Sonntagmorgen, Mama war in Hannover, ging ich zum Frühstücken ins Wohnzimmer. Auf einmal erklang ein zartes Stimmchen. 

Stupsi: Na, da bist du ja endlich. Wo ist denn deine Mutter? Wir warten auf unser Essen. 

Ich erschrak tödlich. Was war das? Ich dachte, ich bildete es mir ein und schenkte mir Kaffee ein. Doch dann erklang die Stimme nochmal. 

Stupsi: Kriegen wir bitte auch was zu essen? 

Erst dann bemerkte ich, dass mein Meerschweinchen-Männchen zu mir sprach. 

Ich: Stupsi, bist du das?

Stupsi: Ja, natürlich. Wer soll hier sonst mit dir reden, wenn deine Mutter nicht da ist? 

Ich: Das frage ich mich natürlich auch. Aber seit wann kannst du reden, Stupsi?

Stupsi: Ich weiß nicht, kriege ich jetzt bitte mein Heeeeeuuuu?

Ich: Aber klar.

Ich gab ihm Heu und Gemüse und begann mein Frühstück. Währenddessen hörte ich ein "Grrrrrr, geh weg da, ich will ans Heu, das ist mein Heu, das ist mein Platz..."

Lindy: Nein, das ist auch mein Heu. Ich esse jetzt und wenn ich fertig bin, kannst du hier ran. Außerdem kannst du auch auf das Häuschen hüpfen. 

Stupsi: Aber ich will jetzt Heu. Ich habe Hunger. Geh weg, weg da.

Und dann stupste er sie runter. Lindy drehte sich um und erhob ihren Blick, rümpfte die Nase.

Lindy: Bis hier hin und nicht weiter. 

Stupsi: Und? Aber ich...

Lindy: Bis hier hin und nicht weiter.

Stupsi ging ins Häusschen. Ich genoss meinen Tag und traf mich mit einer Freundin. Als ich abends wieder kam, schaut ich nach meinen Meerschweinchen. Ich gab ihnen etwas zum Fressen und es ergab sich das gleiche Gerangel wie am Morgen. 

Stupsi: Da hast uns den ganzen Tag alleine gelassen.

Ich: Na, jetzt bin ich ja da. 

Stupsi: Toll. 

Ich: Was macht ihr denn sonst, wenn ich und Mama nicht da sind?

Lindy: Was sollen wir schon machen? Essen, wenn was da ist, in unseren Häuschen sitzen und uns erleichtern. 

Stupsi: Und wenn ihr da seid, passiert auch nichts interessantes, außer, dass der Fernseher dröhnt. 

Ich: Stört euch das denn? 

Stupsi: Nein, gar nicht. Ich mag die Bilder, die sich bewegen und die Unterhaltungen.

Lindy: Ich auch. 

Ich: Ok Meeris, was wollt ihr denn sehen? 

Beide: Entscheide du!

Ich schaltete den Fernseher ein und es kamen die Nachrichten. 

Stupsi: Was sind das für laute Geräusche? 

Ich: Bomben. 

Lindy: Was sind Bomben? 

Ich: Waffen, mit denen sich Menschen gegenseitig bewerfen. Die explodieren dann und töten diese Menschen. 

Beide quiekten laut: Wieso tun Menschen das mit anderen: 

Ich: Liebe Meerschweinchen, das weiß ich leider auch nicht genau. Meist, weil der Herrscher des einen Landes etwas vom anderen will: Land, Bodenschätze, Geld, Macht. 

Stupsi: Aber das ist doch kein Grund, andere Leute zu töten. 

Lindy: Ich verstehe das auch nicht. 

Ich: Ich auch nicht. Ich kann verstehen, dass Tiere das nicht verstehen. Menschen sind die einzige Spezies, die sich selbst mit Krieg und Klimawandel vernichten. 

Beide: Da hast du wahrscheinlich recht. 

Ich: Lasst und was anderes, netteres gucken. 

Beide: Ja, ok.

Liebe Meerschweinchen, ihr habt mir durch schwere Zeiten geholfen. Danke, dass es euch gibt. 

22. März 2022

Kündigungsschreiben

 von Nora

Emely,

hiermit kündige ich Dir meine Freundschaft: Nacht für Nacht zerquetscht Du mich. – Was soll das?! Ich fühle mich von Dir unterdrückt und herab gesetzt. Du misshandelst mich! Ich denke, ich werde Dich demnächst anzeigen, Dein Verhalten widerspricht jeglicher Freundschaft. Doch Du flüsterst mir immer wieder ins Ohr, ich würde Dir so viel bedeuten! Das kann ich Dir nicht abnehmen, ich glaube Dir hier nicht. Zwar habe ich lange Ohren, die gerne alles aufnehmen, was Du mir nachts flüsterst, doch kannst Du es auch genauso gut lassen, ich nehme Dir das eh nicht ab. Wie soll ich auch auf all Deine Liebesbeteuerungen bauen, wenn Du mir währenddessen jegliche Luftzufuhr abklemmst, meine Ohren anknabberst und mein kuscheliges Fell ansabberst?!

Ich bitte Dich, meine Würde zu wahren, sonst werden wir und über kurz oder lang vorm höchsten Steiff-Gericht wieder treffen. Und verlasse Dich ruhig darauf, dass alles ans Licht kommt: Ich werde auch nicht darüber schweigen, dass Du nachts teilweise lieber Dein Smartphone als mich in die Hand nimmst. Ja doch, ich bin tatsächlich eifersüchtig: Das Smartphone bekommt mehr

Aufmerksamkeit, als ich es von Dir bekomme. Und das, obwohl ich so viel angenehmer in der Hand, im Arm liege, als das harte Smartphone!

Lass uns das Ganze doch bitte abkürzen: Du wirst mir in Zukunft die Aufmerksamkeit gewähren, die ich verdient habe und von jeglicher Zerquetschung absehen, ja, machen wir`s so?!?

Grüße
Lulac