1. September 2010

Meine Arbeit

von Arne Hausschild

Ich arbeite in der Werkstatt Friesenweg. Da montiere ich Verpackungen, zähle Bierdeckel und mache Kabelverschraubungen.
Ich finde den Job Scheiße. Ich möchte am liebsten als Telefonist arbeiten, weil ich dann meine drei Sprachen verwenden kann.
Ich spreche Englisch, Ungarisch und Deutsch. Ich habe 8 Jahre in Ungarn gelebt, bis ich 18 war.

Es kotzt mich an, dass man uns als Behinderte so hinstellt, als könnten wir gar nix. Was ich da in der Werkstatt tue ist schwachsinnig. Ich steh jeden Morgen um halb 8 auf und ich finde, Aufstehen für diese Arbeit ist sinnlos. Das habe ich auch schon vielen Leuten gesagt, die für meine Arbeit zuständig sind. Und sie haben gesagt:
„Ich versuche, für dich einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden.“

Ich nenne die Werksatt nur Klappse.
Wenn ich in der Klappse – also in der Werkstatt – bin, ist es so unerträglich, dass ich öfters gezwungen bin, mit meinen Kollegen über die Chefin zu lästern. Weil sie so unerträglich laut ist, dass ich denke: Leck mich am Arsch! Jeden Tag, denke ich das, wenn ich da rein und raus gehe.
Wenn ich arbeite, macht sie zusätzlichen Stress.

„Schneller! Schneller!“, sagte sie immer.

Eigentlich sollte man in einer Werkstatt oder Klapps eauf die Individualität der eingeschränkten Menschen eingehen. Das tut sie aber nicht.

Also, zusammengefasst: Meine Arbeit ist stumpfsinnig und ich soll sie auch noch zu schnell tun.
Das Problem ist: überall sind Maschinen und an die Maschinen dürfen keine Rollifahrer. Höchstens mal, um was entgegenzunehmen, wie z. B. Bierdeckel oder verschweißte Bücher. Die kontrolliere ich, ob Löcher in der Folie sind. Die Arbeit an den Maschinen würde mich mehr interessieren, weil ich an Technik interessiert bin.

Die Sozialpädagogin hat mir gesagt, dass sie sich etwas überlegt.
Aber bis wann?
Bis ich grau werde oder wie lange?
Mein nächstes Vorhaben ist: entweder ihr ändert was oder ich kündige.

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