23. Oktober 2018

Blicke

von Nora 

Puh, Glück gehabt, der runde Tisch am Eingang war noch frei! Nun sitze ich am einzigen Tisch, der nicht besetzt war und kann meinen Blick nur schwer von diesem Breitschultrigen am Tisch links neben dem meinen abwenden. Blinzelte er gerade zu mir?! Ich bin nervös, schaue schnell weg und kann es dann doch nicht lassen, wieder zu ihm zu schauen. Ich lächle. Er sieht echt toll aus, ich bin total überwältigt von seinen dunkel glänzenden, langen Haaren. Und das, obwohl mich doch eher kurzhaarige, blonde Männer interessieren. Aber dieser Mann…

Wow, er lächelte mich gerade an! Ich verspüre ein Kribbeln im Bauch. Das kann doch nicht sein, ich bin doch nicht verliebt, ich doch nicht! Und schon gar nicht in einen dahergelaufenen Langhaarigen. Ich bin doch gerade in Tobias verliebt, da passt dieser Dunkelhaarige gar nicht in mein Leben, was will der hier?! Und warum kann ich nicht aufhören, zu ihm zu gucken?

Guckt er mich gerade an? – Ja, wir haben Blickkontakt. Sein Kaffee wird kalt, wenn er mich weiter anguckt und nicht langsam mal einen Schluck nimmt. Doch meiner wird auch kalt. Und es stört mich noch nicht einmal. Denn er schenkt mir ein Lächeln und alles scheint nur noch positiv zu sein. Diesem einen Lächeln folgt ein nächstes und wieder eins, das nicht enden will.

Unsere stillen Blicke beendet mit einem Mal ein kreischendes Kichern, das von der Frau aus kommt, die von der Toilette in Richtung des Breitschultrigen stakst. Der Langhaarige lässt erst von unserem Blickkontakt ab, nachdem die gackernde Frau ihm einen Kuss direkt auf seinen Mund drückt.

Ich bekomme noch ein Schulternzucken und ein entschuldigendes Lächeln von ihm, als ich laut dem Kellner zurufe: „Ich zahle meinen Kaffee dann morgen, ich hab mein Portemonnaie nicht mit!“, in der Hoffnung, den Breitschultrigen dann auch wieder zu sehen.

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