12. Oktober 2010

Der Traurige Engel


von Sarah Gorski

Es lebte einmal eine Ansammlung von Engeln ganz oben im Himmel. Alle Engel in der Gruppe waren fleißig, nur Erzengel Michael war traurig. Er saß den ganzen Tag auf seiner Wolke und dachte über seinen Fehler nach: “Warum habe ich sie nicht gewarnt? Ich hätte ihren Tod verhindern können, oh Weh! Mein Herz ist aus Blei und so schwer, wer hilft mir aus meiner Not?“ Plötzlich erklang ein Rascheln aus der Unterwelt. Es war der Todesengel Azrael. Er fragte ganz gelassen: „Na, was geht ab bei dir, Michael? Alles im Lot?“ Michael sagte geknickt: „Ach weißt du, ich habe meinen Schützling verloren.“ Azraels Augen funkelten verräterisch: „Lass mich dir zu Hand gehen, wir Engel müssen zusammenhalten.“ „ Michal nahm Azraels Hand und beide machten sich auf die Suche nach seinem verschwundenen Schützling. Azrael fragte: „Wie heißt denn dieser verschwundene Junge?“ Michael erwiderte: „Sein Name ist Zacharias.“ Die Beiden durchsuchten alle Wohnungen und Häuser der Erde – jedoch ohne Erfolg. Geknickt flogen die Beiden wieder gen Himmel und berichteten dem obersten Rat von ihrem Misserfolg. Der Metatron runzelte verärgert die Stirn und brüllte herum: „Wie konntet ihr zwei Hornochsen einen eurer Schützlinge verlieren?! Dafür werdet ihr beide ein Strahl-Jahr in der Unterwelt absitzen!“ Azrael sagte lässig: Also von mir aus könnten es auch zehn oder zwanzig Jahre oder eine Ewigkeit sein – ich bin die Hölle gewöhnt. Bei diesem Gedanken lief es Michael eiskalt den Rücken herunter und er sagte: „Gib uns noch eine Chance, Metatron! Wir werden diesmal nicht versagen.“ Daraufhin sagte er: „In Ordnung ihr beiden verweinten Weichengel!“ Dann gab der Metatron Michael und Azrael eine Karte, auf der sie den genauen Standort des verschwundenen Schützlings lokalisieren konnten. Plötzlich blinkte ein rotes Licht auf der Karte. Die Beiden flogen nach unten und fanden ihren Schützling. Dann wurde Zacharias zurück zu seinen Eltern gebracht und die Engel beschlossen ihre erfolgreiche Mission mit ordentlich Alkohol zu begießen. Es wurde ausgelassen gefeiert und das Bier floss in Maßen. Nach zwei bis vier Fässern lagen alle Engel auf dem Boden der Bar. Einer der Engel hatte auf den Boden die Worte „Finger weg vom Alkohol“ gekotzt! Seitdem dürfen Engel nichts mehr trinken.

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