21. April 2011

An der Bushaltestelle

von Nora 
Ich stehe an der Bushaltestelle. Ich komme gerade von der Arbeit, so wie jeden Tag eben. Doch etwas ist anders: Heute steht dort ein junger Mann. Er schaut mich an. Sein sehr intensiver Blick ruht auf mir. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als ihn auch anzuschauen. Ich kann nicht anders, ich starre ihn an. Doch was ist das? Während wir uns anschauen, verschwimmt der Hintergrund, die Umgebung des jungen Mannes verliert an Schärfe. Der junge Mann hingegen gewinnt an Klarheit. Mit einem Male, ohne dass wir ein Wort gewechselt haben, weiß ich seinen Namen: Da vorne steht Udo. Der Hintergrund wird wieder scharf: Wir sind an einem Strand. Ich höre es am Rauschen des Meeres im Hintergrund. Ich könnte mir das Meer zwar auch ansehen, doch habe ich Angst, den Blick von Udo abzuwenden und seinen dadurch zu verlieren. Udo kommt auf mich zu. Er reicht mir seine Hand. Ich greife sie mir, ohne den intensiven Blick zu ihm zu verlieren. Ich blicke ihm weiterhin tief in die Augen. Dann spüre ich auf einmal das feuchte Meereswasser an meinen Füßen: Ich habe gar keine Schuhe an! Wir beide schauen auf das Meer und sehen dort ein Boot auf uns zu kommen. Es ist nur ein kleines Boot. Udo hilft mir, dort einzusteigen. Das Boot hat gar keinen Fahrer! Aber beide steigen wir ein. Wir fahren mit diesem kleinen zu einem großen Boot. Auf dem großen Boot gelandet, hält Udo mich an den Schultern fest. Ich möchte hier nie wieder weg! Und doch weiß ich, dass das alles nur geträumt ist. Gleich kommt der Bus, der mich von der Arbeit nach Hause fährt. Nach Hause in meine einsame Wohnung. Udo und ich werden beide in den Bus steigen und wieder allein sein. Aber ich behalte die Hoffnung, ihn morgen wieder zu sehen. Sollte ich ihn dann ansprechen?

Keine Kommentare: