von Sarah Kamal
Tja, liebe Tolle Worte- Freunde, ihr wollt, dass ich euch
etwas über Weihnachten erzähle. Leider muss ich euch enttäuschen, denn wie
gesagt bin ich keine Christin. Gut, ich bin jetzt auch keine konstant
praktizierende Muslimin, aber der Islam ist eben die Religion, mit der ich mich
am ehesten identifizieren würde. Ich würde sagen, ich bin halb Muslimin, halb
Agnostikerin.
Mein Vater hingegen ist streng religiös, was Fasten, Beten,
an die Armen spenden und sogar die Reise ins heilige Mekka beinhaltet. Das ist
aber erst seit 2009 so, da war er 62 Jahre alt. Meine Schwester, zu der er den
Kontakt abbrach, weil die einen eigentlichen Christen geheiratet hat, hat sich
taufen lassen – nicht aus Überzeugung, sondern wohl eher aus Trotz. Meine
andere Schwester ist Wissenschaftlerin und glaubt an die Evolution, nicht aber
an den Schöpfungsmythos oder an Gott. Mama würde von ihrer Großmutter
christlich gläubig erzogen, hat aber meinen alten Herren mit 22 Jahren kennengelernt
und ist zum Islam konvertiert. Wie ich sie verstehe, ist sie durchaus gläubig,
weiß aber nicht wie sie Gott oder Allah anbeten soll.
Ihr hört es also vielleicht schon raus – Weihnachten wird
nicht in diesem Sinne gefeiert. Klar, sehen wir meine Schwestern, aber nicht
dem Gläubigen geschuldet. Es sind eben die Feiertage im Jahr, in denen sich die
Chance bietet, weil sie dann auch beruflich nicht so eingespannt sind. Man
sieht sich, isst was, eine Schwester bringt mir und Mama vielleicht eine
Kleinigkeit mit, bei der anderen besteht die Chance eher weniger. Und wenn ich
ganz viel Glück habe, kommt kein blöder Kommentar über meine Zwangserkrankung.
Wenn ich an religiöse Feste denke, fallen mir eher die
Feiertage zu den muslimischen Festen ein, also das Zuckerfest und das
Opferfest. Die Leute in einer Gemeinschaft, also nicht nur die Verwandten,
werden besucht, man selber auch. Es gibt für die Erwachsenen herben arabischen
Kaffee und für die Kinder Süßigkeiten. Einen Geschenkekult gibt es eher nicht.
Natürlich wird gegessen, gegessen und nochmals gegessen und um die Mittagszeit
gibt es ein Festtagsgebet. Man kleidet sich festlich.
Ich persönlich denke aber, es ist einem Gott - wenn es ihn
denn gibt – egal, welchen Glauben wir haben, wie wir ihn praktizieren und ob
wir ihn nun Gott, Allah, Jaweh oder Shiva nennen. Hauptsache, man ist ein guter
Mensch.
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