24. August 2008

Mein Freund Mittwoch, die Vogelspinne

von Marco Nast

Eines Tages bekam ich ein Geschenk von meiner Schwester. Sie ist extra in die Stadt gefahren, um es mir zu besorgen. Es war eine süße kleine Vogelspinne. Da sie an einem Mittwoch zu mir kam entschied ich mich, sie Mittwoch zu nennen (in Anlehnung an Robinson Crusoes kannibalischen Freund namens Freitag). Sie war wirklich süß und hatte sogar ein kleinen Pelz. Aber sie war ständig hungrig und musste andauernd gefüttert werden.
Ihre Lieblingsmahlzeit waren Grillen (genauer gesagt Zikaden).
So kam es auch vor, dass meine Eltern hier und da Zikaden in der Wohnung fanden.
Diese Zikaden konnten in größeren Verbänden gekauft werden, genauer gesagt in größeren Verpackungen. Solche Verpackungen kosteten gar nicht viel Geld. Es war mir dadurch möglich sie von meinem Taschengeld zu kaufen.
Ich muss gestehen, dass ich Mittwoch sehr gerne gefüttert habe und sie bei der Nahrungsaufnahme beobachtet habe. Mittwoch war immer sehr hungrig und hatte einen großen Appetit. Daher war ich gezwungen, ihm öfter Nachschub zu besorgen.

Natürlich benötigte Mittwoch eine angemessene Behausung, daher habe ich ihm ein Terrarium zur Verfügung gestellt. Dieses Terrarium enthielt einen kleinen Baumstumpf, auf
dem sich Mittwoch gerne aufgehalten hat. Daneben war ein kleiner Brunnen, der dafür sorgte, um ein angemessenes Klima im Terrarium sicherzustellen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie viele Zikaden Mittwoch insgesamt zu sich genommen hat, es waren bestimmt sehr viele.

Aber eines Tages hat Mittwoch sich gar nicht mehr bewegt, denn er war einfach gestorben.
Das habe ich natürlich sehr bedauert, denn Mittwoch war inzwischen mein Freund geworden.
Ich habe nur noch auf das Terrarium geschaut und war sehr traurig. Plötzlich entdeckte ich ihn unter einem Baumstumpf. Also hat er doch noch gelebt.
Somit war das, was ich sah gar nicht Mittwoch, es war nur sein Gehäuse, es waren Beine und Füßchen dran, es sah so aus wie Mittwoch, nur etwas kleiner. Er hatte sich also gehäutet.
War ich aber glücklich, dass er doch noch lebte.

Es wurde Sommer und ich habe ihn sehr oft mit nach draußen genommen. Es war eine schöne Zeit mit Mittwoch. Ich habe mich auf den Rasen gelegt und ihn beobachtet, wie er sich vorwärts bewegte.
Ich habe sogar meine Mutter überreden können, dass sie ihre Hand ganz ruhig hinlegte, damit Mittwoch darüber krabbeln konnte. Denn meine Mutter war sonst überaus ängstlich.
Aber so habe ich es auch geschafft, dass sie Mittwoch in meiner Abwesenheit gefüttert hat.

Ich bedaure sehr, dass das Erlebnis mit Mittwoch leider nicht von Dauer war, denn eines Tages (ich weiß nicht wie lange ich ihn hatte), da war er wirklich tot. Ich denke sooft an Mittwoch und hoffe, dass er einen guten Platz im Spinnenhimmel gefunden hat.

1 Kommentar:

Sylvia hat gesagt…

Lieber Marco,

das ist eine wunderbare Geschichte! Wirklich interessant!

Lieben Gruß,

Sylvia