28. September 2015

Wasser

Von Marika Christiansen

Das Wasser schwappt gegen die Hafenmauer, auf der ich sitze. Leider habe ich mein Angelzeug nicht dabei, so dass ich heute keine Fische fangen kann. Die Wellen tanzen auf und ab, und ich beginne zu träumen. Ich träume von einem Mann, der mir meine Existenz-, und Kultur- und andere Bedürfnisse befriedigen kann. Der soll auch noch gut aussehen und zumindest Zeit für mich haben. Wie finde ich diesen Mann? Wenn ich ihn schon hätte, könnte ich hier mit ihm auf der Kaimauer sitzen und mit ihm gemeinsam Fische fangen oder auch mich mit ihm unterhalten. Ein Ruderboot tanzt gerade auf dem Wasser vorbei. Darin sitzen zwei Erwachsene und ein Kind. Ein Erwachsener raucht eine Zigarette und genießt die Umgebung. Der andere Erwachsene rudert eifrig. Das Kind sitzt brav auf einer der Bänke. Es schaut auf das sich bewegende Wasser. Das Ruderboot gleitet nur langsam durch das Wasser, und ich kann den Gesichtsausdruck des rudernden Erwachsenen erhaschen. Er ist ein wenig angestrengt, aber recht freundlich. Im Hafen liegen ein paar Segelboote und noch weitere Ruderboote. In der Ferne sehe ich zwei Segelboote, die langsam vorantreiben. Die Menschen, die sich darauf befinden, kann ich nicht erkennen. Plötzlich wird es um mich herum sehr dunkel. Regentropfen fallen auf das Meer und Blitze zucken am Himmel. Donner grollt in der Ferne. Und ich habe weder eine Regenjacke noch einen Schirm dabei. Das Wasser peitscht heftig gegen die Kaimauer. Das vorbei gleitende Ruderboot schaukelt immer wilder. Ich mache mich auf dem Weg nach Hause, da der Regen immer stärker auf mich herabprasselt. Das Ruderboot fährt zu einem Steg. Der Ruderer macht das Ruderboot am Steg fest.

Ich steige auf mein Rennrad, während das Gewitter immer heftiger wird. Das Wasser läuft jetzt am ganzen Körper herunter. Zum Glück sind es noch ca. 20° C, so dass ich noch nicht mit dem Zähnen klappere. Die drei Insassen steigen alle aus dem Ruderboot. Sie sind auch schon klitschnass. Ich fahre auf einer Landstraße nach Hause. Wind peitscht in mein Gesicht. Die langen braunen Haare triefen nur so. In gut einer halben Stunde bin ich zu Hause angelangt. Meine Eltern erwarten mich schon. Sie wollen mit mir gemeinsam zu Abend essen. Sie freuen sich darüber, dass ich unbeschadet angekommen bin.

Ich gehe, nachdem ich mich von meiner Jacke und meinen total durchnässten Schuhe befreien konnte, sofort ins Badezimmer. Dort kleide ich mich vollständig aus, steige in die Duschwanne und lasse heißes Wasser über meinen ganzen Körper laufen. Das tut gut. Ich drehe die Wasserhähne wieder zu und seife mich ein. Dann dusche ich mich wieder ab, bis ich die Seife von meiner nackten Haut gespült habe. Mit einem großen roten Duschhandtuch, das sehr weich, kuschelig und gut duftend ist, trockne ich mich gründlich ab. Mit meinem übergeworfenen Bademantel gehe ich mit meinen Latschen auf mein Zimmer und kleide mich mit neuer Wäsche aus dem Kleiderschrank an.

Dann gehe ich zu meinen Eltern ins Esszimmer und wir essen Abendbrot. Mein Vater hat einen roten und heißen Hagebuttentee gekocht. Ich schenke mir davon eine Tasse ein, gebe zwei Stücke Würfelzucker hinein und rühre langsam mit einem Teelöffel kreisförmig in der Tasse herum. Dazu gibt es frisch gebackenes Vollkornbrot vom Bäcker. Ich beschmiere eine Scheibe mit Butter und lege eine Scheibe Goudakäse darauf. Genüsslich kaue ich das leckere Brot. Mit dem Tee muss ich aber noch eine Weile warten. Er ist noch zu heiß, so dass ich ihn noch nicht trinken kann. Meine Eltern fragen mich, wie es mir draußen ergangen ist. Ich erzähle ihnen die ganze Geschichte, wie ich sie in der Tatsächlichkeit erlebt habe. Sie hören aufmerksam zu.

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